Die Diskussionen die ich schon hatte über Metriken die angeblich belegen sollten, dass Teams oder Abteilungen nicht produktiv genug sind sind schon haarsträubend.
Da war der Leiter Produktmanagement der auf mich zukam; er würde gerne über die Performance meines Teams reden. Ihm wäre aufgefallen, dass einzelne Entwickler keine 38 Stunden auf Projekte buchen würden, wie es der Arbeitsvertrag vorsehen würde. Der Output des Teams wäre zu niedrig. Was denn der richtige Output des Teams wäre wollte ich wissen. Wüsste er jetzt auch nicht. Warum die Stunden nicht erfasst wären wollte ich wissen. Wäre doch meine Aufgabe, das raus zu finden.
In anderen Organisationen gingen Metriken wie Anwesenheit, gebuchte und abgerechnete Stunden hoch bis zum CEO. Die wöchentlichen Berichte darüber versetzen Mitarbeiter regelmäßig in Panik.
Ja, die erfasste Arbeitszeit ist so heilig, das Nachhalten kann sogar gesetzlich angeordnet werden – was häufig den Mitarbeitern gegenüber auch als Druckmittel genügt, trotz vermeintlicher Vertrauensarbeitszeit jede Minute zu erfassen. Gerade in Zeiten von Corona erlebt diese Art der Kontrolle eine unangenehme Renaissance.
Nur: wenn ich mich derart auf eine Metrik fokussiere, dann wird natürlich auch auf diese optimiert. Mitarbeitende sitzen nachmittags mitunter eine halbe Stunde und versuchen im Detail zu erfassen, wie sie ihre Zeit verbracht haben. Diskussionen entbrennen darüber ob es eine Stunde mehr oder weniger dauern darf eine Aufgabe zu erledigen. Ob eine Aufgabe überhaupt Wert schafft oder weggelassen werden soll, ist das Problem von jemand Anderem. Geschäftsführer wiederum machen ihrem Unmut Luft, dass die Quote der abgerechneten und geleisteten Stunden nicht übereinander passt.
Was in den wenigsten Unternehmen hingegen sinnvoll gemessen wird sind Wert des Ergebnisses und Sinn für die Mitarbeitenden. Doch nur wenn ich den Wert dessen erkenne an dem ich arbeite kann ich auch verstehen, wie ich diesen Wert sinnvoll steigern kann. Und nur wenn ich Sinn darin erkenne mich zu betätigen, bin ich auch motiviert bei der Sache.
Solange ich als Unternehmen nur Geld gegen Zeit meiner Mitarbeiter tausche, bin ich dafür verantwortlich, das am Ende ein Wert entsteht. Das aber Geld gar nicht der primäre Motivator ist für unser Wirken als Menschen belegen Hobbyisten, Vereinsmitglieder und Ehrenamtler auf eindrucksvolle Weise. Als Führungskraft ist es in meinem Interesse, meinen Mitarbeitenden Sinn und Wert ihres Handelns sichtbar zu machen. Nur so fordere ich ihre Eigeninitiative, schaffe Effektivität. Ein erfolgreiches Team fordert von seinen Führungskräften nur, dass sie ihnen den Rücken freihalten. Nach vorne denken sie von alleine. Und das ist bei der heutigen, komplexen Wissensarbeit absolut unerlässlich.
Grundstein jeder Organisation ist dabei die Mission, auf die alle Aktivitäten einzahlen sollten. Chartering legt diesen Grundstein, ob ihr dafür etwas wie das Produkt Vision canvas nutzt, euch eine Hero Journey malt oder einen klassischen Business Plan ausfüllt. Wenn ihr den Wert und Sinn in eurem Wirken nicht identifiziert habt ist es gleichgültig, wie viel Zeit ihr investiert. Wenn ich nicht weiß, welchen Hafen ich anlaufen möchte ist kein Wind der Richtige.
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