Was ist die wirkliche Messgröße für Priorität?

Priorität

In der Theorie ist die Projektplanung immer einfach: Jedem Projekt ist genau ein Team zugewiesen, das seine gesamte Konzentration auf ebendieses aufwenden kann und alle Features werden schön nacheinander umgesetzt in der Reihenfolge vom Wichtigsten zum Unwichtigsten. Die Realität is meistens schmutzig. Und laut. Wer im Team arbeiten darf kann sich schon glücklich schätzen, muss sich dann aber mehrere Projekte mit noch mehr Stakeholdern teilen. Dann haben die Stakeholder mitunter selber noch Kunden und das Unternehmen mehrere Teams. Die Erstellung des Multiprojektsplans erinnert an die Frankfurter Börse kurz vor Schluss. Inklusive Tickerpapierregen. Die Lösung ist so einfach wie genial: Geld.

Zugegeben, ich dramatisiere leicht. Ich habe Runden erlebt in denen eine Argumentation über den Geschäftswert von Features sachlich und sinnvoll war. Trotzdem scheint es in den meisten Fällen schwierig die unterschiedlichen Ziele der Kundschaft unter einen Hut zu bringen. Häufig sind es vor allem unterschiedliche Maßstäbe die eine Diskussion darüber schwierig machen was das Wichtigste ist. Nicht nur kann jede Perspektive in Frage gestellt werden, es spielen auch sehr viele Faktoren eine mögliche Rolle: Strategische und politische Erwägungen, äussere Zwänge und externe Verbindlichkeiten wie Termine, alles soll berücksichtigt werden und jeder setzt andere Schwerpunkte.

Daher ist der finanzielle Wert aus meiner Sicht der beste Anhaltspunkt, um eine Diskussion zu beginnen – er ist leicht nachvollziehbar, allen Beteiligten bekannt und der treibende Faktor hinter jedem Unternehmen. Ist eine erste Priorisierung auf dieser Basis getroffen gibt es womöglich bereits einen Konsens. In jedem Fall ist aber ein sinnvoller Ausgangspunkt gefunden für Diskussionen wie strategische Investitionen (100k in einem Monat sicher vs 100k in 3 Monaten prospektiv) oder Imageverlust beim Verfehlen von Zusagen.

Ich habe häufiger den Versuch erlebt, alle theoretischen Überlegungen ebenfalls über irgendwelche Werte abzubilden. Strategie 3, Politik 5, usw. und dann noch eine Gewichtung. Das Problem mit dieser Vorgehensweise ist der steigende Abstraktionsgrad von den wirklichen Argumenten. Ein guter Test: Wie würde der Geschäftsführer reagieren wenn er fragt warum die Priorität ist wie sie ist und als Antwort bekommt, das ein Feature einen Geschäftswert von 3,9 und das anderen einen von 4,2 hat. Würde er sagen “Aha” oder eher “Was soll das heißen? Warum ist jetzt das eine wichtiger als das andere?”. Wahrscheinlich letzteres, und damit kann man sich Werte und Gewichtung gleich schenken und einfach erklären, was die Diskussion ergeben hat.

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